Der Lehrpfad zeigt die mannigfaltige Natur und Kultur eines repräsentativen Ausschnitts der Bottwaraue und umfasst die Lebensräume Wald, der den Benning bekrönt, die nicht minder landschaftsprägenden Weinberge, die Obstwiesen und Wiesen, die Lebewelt am Wasser und als Besonderheit die Wasserbüffel-Weidefläche sowie Aspekte der Wirtschaft.
Projektträger: Stadt Großbottwar
Förderung: Verband Region Stuttgart
Fachliche Begleitung, Texte, Entwicklung, Downloads, Film- und Fotorecherche, Projektmanagement: NatureLife-International, Stiftung für Umwelt, ‚Bildung und Nachhaltigkeit
Konzeption/grafische und technische Umsetzung: konzeptboutique, Stuttgart
Fotos:
Marc Ehrmann, Birgit und Gerhard Fahr, Conrad Fink, Carola Huhn, Claus-Peter Hutter, Claus König, Georg Krause, Wolfgang Lang, Alfred Limbrunner, Achim Mayer, NatureLife-International (Archiv), Martina Neher, Dietmar Nill, Markus Pantle, Christiane Paulsen, Marianne Schwarz (Archiv), Staatsweingut Weinsberg, Hiltrud Wilhelmi
Landschaftspflege mit Biss und Schiss – Wasserbüffel im Bottwartal
Seit Mai 2019 weiden Wasserbüffel in der Bottwaraue zwischen Großbottwar und Steinheim-Kleinbottwar: Bis es soweit war, waren gründliche Vorbereitungen erforderlich. Dazu gehörten landschaftsökologische Untersuchungen, detaillierte Planungen und vielerlei Abstimmungsgespräche. Der Einsatz hat sich gelohnt: Denn zahlreiche Untersuchungen belegen, dass extensive Weideformen eine Schlüsselrolle für den Klimaschutz, bei der Sicherung der Biodiversität und der Förderung nachhaltiger In-Wert-Setzung unserer Kulturlandschaft haben. Es gibt positive Erfahrungen beim Einsatz von Wasserbüffeln in der Landschaftspflege, so im oberen Donautal, am Bodensee und auf der Schwäbischen Alb. Jetzt gilt es auch in Ballungsräumen wie der Region Stuttgart die verbliebenen, ökologisch aber verarmten Auenbereiche zu erhalten und nachhaltig zu fördern.
Übergeordnete Projektziele sind:
Wiesen und Sumpfwiesen als wichtige CO2-Senken erhalten und fördern.
Erlebbare Tallandschaft und „grüne Infrastruktur“ in Ballungsräumen erhalten und pflegen.
Lebensräume für bedrohte Tiere und Pflanzen schützen und schaffen.
Naturerziehung und Umweltbildung.
Nachhaltiges Biotop- und Landschaftsmanagement im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftsregion, Kulturlandschaft und Erlebnisraum entwickeln.
Erholungslandschaften für Natur- und Mensch als Beitrag zur regionalen Wertschöpfung und ökologischen Standortsicherung fördern.
Das Landschaftsbild beleben sowie die biologische Vielfalt und landschaftliche Dynamik fördern.
Nachhaltige Landschaftsnutzungsformen entwickeln und innovative Ansätze für integrierte Regionalentwicklung fördern.
Umwelt- und Bewusstseinsbildung für nachhaltige Landschaftspflege.
Von der Projektidee bis zur Realisierung brauchte und braucht es viel Herzblut, viele Arbeitstage und Wochen und Monate umfassendes ehrenamtliches Engagement, kompetente Dialog- und Projektpartner. Nach dem Motto „Schaffen statt Schwätzen“ ist es ein breites Netzwerk an Partnern, die das Projekt mit Hilfe von Spenden und Sachleistungen und tausenden von ehrenamtlichen Arbeitsstunden vorangebracht haben und laufend betreuen und fortentwickeln.
Ein Überblick zum Projekt, dessen Macher und Partner:
Schirmherr: Dr. Rainer Haas, Landrat a.D.
Idee: Senator e.h. Claus-Peter Hutter, Präsident NatureLife-International
Projektmanagement:
Gerhard Fahr, Vorsitzender des Fördervereins „Verein für Landschaftspflege und Naturschutz durch Beweidung im Bottwartal e.V.“, Benningen am Neckar
Andreas und Uli Weigle (Großbottwar) mit Familien sowie Unterstützung von zwei Dutzend Helferinnen und Helfern
Peter Manu, Agrartechnik Service, Münsingen-Hundersingen
Stahlbau Heil GmbH & Co. KG, Stuttgart
Elektrotechnik Brümmel, Neckarwestheim
Walter Schmidt GmbH, Freiberg am Neckar
Geocontrol Jaisle Vermessungsbüro,
Energieversorgung:
Syna GmbH, Pleidelsheim
Weitere Partner:
Haug Taxis Stiftung
PH Ludwigsburg
Diverse Schulen, Kindergärten, Vereine
Dieter Fischer, Winzerhausen (Storchenschutz)
Lions Club Bottwartal (Projekt Grünes Band Neckar-, Murr- und Bottwartal)
Die breite Unterstützung des Weideprojektes durch finanzielle Förderung oder Sachspenden ist ein vorbildliches Zeichen für gesellschaftliche Verantwortung und ökologisches Engagement. Die Stiftung NatureLife-International sowie auch der Verein für Landschaftspflege und Naturschutz durch Beweidung im Bottwartal danken im Namen aller Beteiligten des Projekts für die Unterstützung:
Stadt Großbottwar
Verband Region Stuttgart
Karl und Ingrid Strenger Stiftung, Ludwigsburg
Wolfgang Dürr Stiftung / Wolff&Müller – Unternehmensgruppe, Stuttgart
NatureLife-International, Stiftung für Umwelt, Bildung und Nachhaltigkeit
Baden-Württembergische Bank
IBAN DE22 6005 0101 0002 2090 29
BIC SOLADEST600
Der Einfluss der Wasserbüffelhaltung auf Landschaft, Flora und Fauna wurde unter anderem intensiv von der TU Cottbus wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse – hier zusammengefasst – lassen auch im Bottwartal eine deutliche Verbesserung der ökologischen Situation erwarten. Schon jetzt zeigen die Ergebnisse des Artenmonitorings, dass sich unter anderem seltene Dungkäferarten angesiedelt haben. Auch Bekassine und Wasserralle wurden mehrfach festgestellt – weitere seltene Arten im Bereich der Wasserbüffelweide: Neuntöter, Rohrammer, Sumpf- und Schilfrohrsänger.
Zunächst fressen Wasserbüffel die schmackhaftesten und energiereichsten Weidekräuter. Im Lauf des Jahres vertilgen sie dann auch „minderwertige“ Futterpflanzen, wie etwa Binsen und Seggen, Brennnesseln oder Ampfer, die sie – im Gegensatz zu Hausrindern – gut energetisch umsetzen können. Dominanzbestände dieser Pflanzenarten können so durch die Beweidung abgebaut und in artenreichere Standorte umgewandelt werden. Konkurrenzschwächere Arten wie Sumpfdotterblume, Blutweiderich oder Sumpf-Vergissmeinnicht bekommen so eine Chance.
Die „Neigung“ zum Baden und Suhlen begünstigt das Vorkommen von Pflanzenarten der dynamischen Uferstrukturen an den Rändern von Wasser- und Schlammflächen, die häufig als gefährdet eingestuft werden. So erfahren etwa Zwergbinsenfluren eine Förderung durch Trittsiegel.
Vor allem Limikolen (Watvögel) profitieren von den Effekten der Beweidung, so Kiebitz, Bekassine, Waldwasser- und Flussuferläufer. Außerdem so bedrohte Vögel wie Wasserralle und Zwergdommel. Diese Arten schätzen strukturreiche Wiesen, Schlammflächen und Sumpfbereiche zur Nahrungsaufnahme.
Kleingewässer, wie sie durch die Büffel erhalten und geschaffen werden, dienen auch vielen Insekten als Lebensgrundlage.
Einige Libellenarten (zum Beispiel der Plattbauch, Libellula depressa) bevorzugen zur Entwicklung flache Gewässer. Auch bestimmte Heuschrecken wie der Sumpfgrashüpfer (Chorthippus montanus) profitieren von den unterschiedlichen Strukturen, die durch naturnahe Beweidung entstehen.
Amphibien sind in Mitteleuropa auf Gewässer angewiesen und hoch bedroht. Die Schaffung von flachen Kleingewässerstrukturen durch das Suhlverhalten der Büffel sind im Sinne des Amphibienschutzes sehr zu begrüßen. Hiervon profitieren Gras- und Wasserfrosch, Gelbbauchunke und Molche.
Durch den Dung der Tiere wird die Entwicklung verschiedener Käfer-, Heuschrecken-, Fliegen- und anderer Insektenarten sowie Würmer und Mikroorganismen, die am Anfang der Nahrungskette stehen, begünstigt und das ökologische Gleichgewicht wie die Biodiversität positiv beeinflusst. Da Wasserbüffel äußerst robuste Tiere sind, werden sie – im Gegensatz zu vielen Hausrindern – in der Regel nicht mit Antibiotika behandelt, die somit auch nicht wieder ausgeschieden werden und die Entwicklung einer natürlichen Dungfauna hemmen. Natürlicher, unbelasteter Dung stellt für viele einheimische Käferarten eine wertvolle Nahrungsressource dar. Diese spielen wieder als Nahrungsbasis vieler „Räuber“ eine Rolle. So wurde bei anderen Projekten beobachtet, dass sich Fledermäuse, vor allem im Frühling nach dem Winterschlaf, neben solchen Kothaufen niedergelassen haben, um die Dungfauna zu verspeisen. Auch viele Wiesenvögel sind auf eine artenreichen Arthropodenfauna angewiesen (Gliederfüßer, zu denen neben Insekten unter anderem auch Tausendfüßer und Spinnentiere gehören).
Sie waren schon einmal da…
Gerade mal 2,5 Kilometer von der Wasserbüffel-Projektfläche im Bottwartal entfernt wurde 1927 in Steinheim in den Schottern der Unteren Murr das Gehörn des prähistorischen Europäischen Wasserbüffels aufgefunden. Und nach dem Fundort wurden diese Tiere auch benannt: „Bubalus murrensis“. Europäische Wasserbüffel lebten während der Warmzeiten – die es auch während der Eiszeiten immer wieder gab – vor über 200.000 Jahren und gelten als ausgestorbene Verwandte des Asiatischen Wasserbüffels (Bubalus arnee), die für das Landschaftspflegeprojekt im Bottwartal aus Nachzucht von seit langem in Europa existierenden „Hauswasserbüffeln“) eingesetzt werden. Allerdings waren die prähistorischen Tiere – auch im Rheintal gibt es Funde –wesentlich größer und massiger.
Davon zeugt die Stirnplatte mit Hörnern aus Steinheim, die im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart zu bestaunen ist.
QR-Rundgang Bottwartal Übersicht
Das Bottwartal ist wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Bitte schützen Sie die Natur aktiv, indemfolgende Regeln eingehalten werden:
Sicherheitshinweis: Die Begehung erfolgt auf eigene Gefahr. Die markierten Wege sind barrierefrei.