Typische Trockenmauern sind Felsen im Kleinformat, die einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt besonders schützenswerte Lebensräume bieten. Besonders spannend sind die ökologischen Verflechtungen, die zwischen den Mauerbewohnern und der direkten Umgebung bestehen. In den Fugen und Ritzen finden Mauereidechsen, Zauneidechsen und Blindschleichen einen Unterschlupf. Vor der Tageshitze ziehen sich auch Weinbergschnecken und viele Insekten in die schattigen Fugen zurück.
Vor den Flurbereinigungen in den 60er und 70er Jahren gab es auch in den Weinberghängen im Bottwartal Trockenmauern. Nur kleine Flächen sind davon etwa unterhalb der Burg Lichtenberg sowie bei der Burg Hohenbeilstein erhalten geblieben. Die Erhaltung der landschaftsprägenden Trockenmauern als letztlich unersetzliches, rund tausend Jahre altes Kulturerbe im Neckartal sowie an den Unterläufen der Zuflüsse Enz, Kocher, Jagst und einiger anderer kleineren Seitentäler ist eine große gesellschaftliche Herausforderung.
Typische Pflanzen
Das Zimbelkraut hat seinen Ursprung in Mittel- und Süditalien. Die Pflanzenart bevorzugt sonnige bis halbschattige Lagen und gedeiht am besten bei trocken-frischen Bodenverhältnissen. In der Stadt besiedelt das Gewächs Mauerritzen, Stein- oder Kopfsteinfugen, Felsspalten und Schotterflächen. Die Wuchshöhe beträgt 5 bis 10 Zentimeter. Die glatt-grünen Blätter des Mauer-Zimbelkrauts sind auf der Unterseite rötlich. Die Blütezeit dauert von Juni bis September. Die Blüten sind violett mit einem gelben Schlund. Vor der Bestäubung richtet sich die Blüte nach dem Licht aus und präsentiert sich von ihrer schönsten Seite. Nach erfolgter Bestäubung dreht sie sich wieder weg vom Licht, um die Samenkapsel zu schützen. Mit dem Stiel der Blüte, der sich nach der Bestäubung nochmals deutlich verlängert, kann die Pflanze die Samenkapsel in einen dunklen Spalt oder eine Ritze drücken und so optimal schützen.
Der Gewöhnliche Natternkopf, auch Johanneskerze, Blaue Ochsenzunge oder Blauer Heinrich genannt, gehört zur Familie der Raublattgewächse. Die Pflanzenart liebt sonnige Standorte mit trockenem, durchlässigem Boden, wie beispielsweise Kiesbeete oder trockene Böschungen. Die Wuchshöhe beträgt achtzig bis hundert Zentimeter. Der Gewöhnliche Natternkopf ist borstig behaart und auf dem grünen Stängel können fast immer kleine dunkelrote Flecken entdeckt werden. Während der Blütezeit von Mai bis Oktober zeigen sich die trichterförmigen Blüten, die ährenartig angeordnet sind. Anfangs sind die Blüten rosafarben bis violett, später wechseln sie zu einem kräftigen Blauton. Die nektarreiche Blume ist für viele Insekten wie Bienen, Schwebfliegen und Falter attraktiv. Sie eignet sich perfekt als Bienenweide. An Kleinsäuger wie Meerschweinchen oder Hasen sollte der Gewöhnliche Natternkopf jedoch nicht verfüttert werden, da er als schwach giftig gilt.
Die Zypressen-Wolfsmilch ist eine wohlduftende Wildstaude, die sonnige bis halbschattige Standorte bevorzugt. Man findet die Pflanzenart auf Magerrasen, Schafweiden, an felsigen Lagen sowie entlang von Bahndämmen und trockenen Wald- und Wegrändern. Die Wuchshöhe der Wildstaude beträgt 20 bis 40 Zentimeter und die Stängel sind dicht bewachsen mit schmalen, zwei bis drei Zentimeter langen Blättern, die an Tannenzweige erinnern. Die Blütezeit dauert von April bis Juni. Die kleinen, gelben Blüten sind von zwei größeren Hochblättern umgeben. Indem die Pflanze eine größere Blüte vortäuscht, lockt sie damit Bestäuberinsekten an. Der Nektar duftet nach Honig und ist vor allem für Bienen anziehend. Alle Pflanzenteile der Zypressen-Wolfsmilch sind durch den Milchsaft giftig. Der weiße Pflanzensaft kann bei Berührung Hautreizungen auslösen. Auch für Weidetiere ist die Staude stark giftig und wird vom Vieh wegen des scharfen Geschmacks gemieden.
Kaum eine andere Pflanze besitzt mehr alternative Bezeichnungen. Diese reichen von Walpurgiskraut bis zu Herrgottsblut. Halbschattige, mäßig warme Lagen mit trockenen bis mäßig feuchten Böden sind für die Pflanzenart ideal. Sie besiedelt bevorzugt Waldränder, Wege, Böschungen und Gebüschsäume. Die Wuchshöhe beträgt 20 bis 100 Zentimeter. Die Blätter des Echten Johanniskrauts wirken, als wären sie von winzigen Löchern durchzogen. Bei den vermeintlichen Löchern handelt es sich um Drüsen, die ätherische Öle enthalten. Die Pflanze beginnt meist um den Johannistag (24. Juni) zu blühen. Die Blütezeit dauert bis August. Am Ende der Zweige befinden sich Blüten mit fünf goldgelben Kronblättern. Auch an diesen finden sich schwarze Drüsenpunkte. Zerreibt man die Blütenknospen zwischen den Fingern, tritt ein blutroter Saft mit dem Inhaltsstoff Hypericin aus. Das Echte Johanniskraut ist ein häufig angewandtes pflanzliches Antidepressivum.
Die ausdauernde Pflanze wird wegen ihrer kleinen, gelben Blüten, die an ein aufgerissenes Löwenmaul erinnern, auch Kleines Löwenmaul oder Gelbes Löwenmaul genannt. Das Leinkraut bevorzugt sonnige, warme und lockere Lehm-, Sand- oder Steinböden und besiedelt beispielsweise Trockenrasen, Wegränder, Böschungen, Steinbrüche und Schotterhalden. Die bis zu einem Meter tief wurzelnde Pflanzenart erreicht eine Wuchshöhe von 20 bis zu 75 Zentimeter. In der Blütezeit von Mai bis Oktober zeigen sich die schwefelgelben Blüten mit orangenem Schlund. Die Blütenkrone besteht aus zwei Lippen und einem spitzen Sporn. Die Blüte ist verschlossen und kann nur von kräftigen Insekten wie beispielsweise größeren Wildbienen geöffnet werden. Schmetterlinge gelangen dank ihres dünnen, langen Rüssels an den Nektar. Früher wurde das Gewöhnliche Leinkraut als Schönheitsmittel gehandelt, so soll es unter anderem Flecken und Sommersprossen aufhellen.
Die als Küchen- und Heilpflanze bekannte Wilde Malve wird auch Käsepappel genannt. "Pappel" bezieht sich hierbei auf den süddeutschen Begriff Papp = Brei und beschreibt die pflanzlichen Schleimstoffe, die in der Wilden Malve stecken. Es handelt sich um eine recht anspruchslose Pflanze, die sonnige Standorte und eher trockene, nährstoffreiche Böden mag. Sie besiedelt Weg- und Ackerränder, Wiesen und Böschungen. Das Malvengewächs erreicht eine Wuchshöhe von 30 bis 120 Zentimeter. Die Blütezeit ist von Mai bis September. Die rosa bis violett gefärbten und mit kontrastreichen dunklen Adern geschmückten Blüten sind ein Hingucker. Die Blüte besteht aus fünf Blütenblättern, der Außenkelch aus zwei bis drei Hüllblättern. Die Blätter und Blüten der Wilden Malve sind reich an Schleimstoffen, ätherischen Ölen und Gerbstoffen. Die Pflanze ist ein natürliches Heilmittel zur Linderung von Husten und entzündeten Schleimhäuten.
den die Blüten der Weinbergs-Traubenhyazinthe versprühen. Die Pflanzenart bevorzugt einen sonnigen, warmen Standort mit lockerem, nicht zu feuchtem Boden. Optimal sind nach Süden ausgerichtete Weinberge. Der Stängel ist rund und kahl, die Blüten zeigen sich in verschiedenen Blautönen. Der Blütenstand ist 2 bis 6 Zentimeter lang und besteht aus dichten, traubig angeordneten Blüten. Diese sind eiförmig, laufen an der Vorderseite eng zusammen und sind am Rand mit einem weißen, umgeschlagenen Saum geschmückt. Die leicht giftige Zwiebelblume beginnt bereits im Winter auszutreiben und blüht von März bis Mai. Für viele Insekten ist sie im Frühjahr eine der ersten Nahrungsquellen.
Der Gewöhnliche Dost, auch Oregano oder Wilder Majoran genannt, lässt sich gut an seinem typischen Geruch und Geschmack erkennen: Beim Zerreiben der Blätter verströmt ein sehr aromatischer Duft. Der Gewöhnliche Dost ist ein sehr beliebtes Küchenkraut, zum Beispiel für mediterrane Gerichte. Die Pflanzenart liebt warme, sonnige Standorte und findet sich auf Mager- und Trockenrasen, an Hängen sowie entlang von Hecken, Weg- und Waldrändern. Die Wuchshöhe beträgt 20 bis 80 Zentimeter. Die Blütezeit ist von Juli bis September. Die kleinen rosa- bis purpurfarbenen Blüten bilden locker angeordnete, kleine Blütenbüschel. Die sehr nektarreiche Pflanze zieht viele Insekten wie Schmetterlinge und Schwebfliegen an.
Der Name des Scharfen Mauerpfeffers leitet sich vom Geschmack seiner Blätter ab, die zerkaut scharf schmecken. Die ausdauernde und robuste Pflanzenart bevorzugt vollsonnige, trockene Standorte und besiedelt gerne Felsen, Mauern, Bahndämme, Kiesgruben, sonnige Anhöhen und lichte Wälder. Dabei breitet sich der Scharfe Mauerpfeffer kriechend, teppichartig aus. Die Wuchshöhen reichen von 5 bis 15 Zentimeter. Die Blütezeit dauert von Juni bis August. Die leuchtend gelbe Blüte ist fünfzählig und sternförmig. Die Blätter besitzen ein Wasserspeichergewebe, sodass die Pflanze bestens vor Austrocknung geschützt ist. Der Scharfe Mauerpfeffer kann sich optimal an heiße Tage und kalte Nächte anpassen und hält zudem Temperaturen von bis zu minus 20 Grad aus.
Der Gewöhnliche Feldsalat, auch Ackersalat oder Nüsslisalat genannt, wurde früher als Wildgemüse am Acker- und Wiesenrand gesammelt und ist heute eine Kulturpflanze, die auf sandigen oder reinen Lehmböden gedeiht. Optimal für die Pflanzenart sind sonnige Standorte. Der Feldsalat erreicht Wuchshöhen von 5 bis 15 Zentimeter und hat unterschiedlich große Blätter. Dabei bilden bis zu zwanzig Blätter eine kleine Rosette. Die Blütezeit dauert von April bis Juni. Die fünfzähligen Blüten sind weiß oder zart lila. Der Gewöhnliche Feldsalat schmeckt aromatisch, hat eine leichte Nussnote und ist reich an Provitamin A, Vitamin C und Folsäure. Zudem verfügt er über einen hohen Eisenanteil, Kalzium und Magnesium. Deshalb ist der Feldsalat ideal, um den menschlichen Körper mit lebensnotwendigen Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen.
Typische Tiere
Im Gegensatz zu Spinnen haben Weberknechte einen einteiligen Körper. Auffällig sind die langen, vielgliedrigen, dünnen Beine, die sehr zerbrechlich sind. Bei Gefahr können diese leicht abgeworfen werden. Weberknechte sind keine Webspinnen: Weberknechte haben keine Spinnwarzen und können dementsprechend auch keine Spinnfäden bilden. Grund zur Sorge besteht ebenfalls nicht… Weberknechte sind völlig ungefährlich.
Der orange-braun gemusterte Mauerfuchs ist durch sein schwarzes, mit einem kleinen weißen Punkt versehenen „Auge“ an der rechten und linken Flügelspitze unverwechselbar. Der Edelfalter stammt ursprünglich aus den kontinentalen Regionen Russlands, Vorderasiens und Afrikas, bevorzugt aber auch die warmen Standorte in unseren Weinbergen. Auf steinigem oder felsigem Untergrund halten sich Mauerfüchse besonders gerne auf.
Blindschleichen sind tagaktiv – insbesondere frühmorgens sowie abends – und, anders als man vermuten könnte, keinesfalls blind. Die Bezeichnung „Blindschleiche“ bezieht sich auf den altdeutschen Begriff „plint“ und damit auf den „blendenden“ Glanz der Schuppen des Tieres. Die Reptilienart wird oft als Schlange angesehen, gehört aber zu den Echsen. Das Skelett weist nämlich noch Reste von Extremitäten auf. Bei Gefahr kann die Blindschleiche ihren Schwanz an mehreren Sollbruchstellen abwerfen. Ein Weibchen bringt circa 15 lebende Junge zur Welt.
Schlingnattern sind unauffällig grau oder braun gefärbt, völlig harmlos und leider nur noch selten anzutreffen: Die geschmeidige, sehr scheue Schlange kann mit viel Glück zwischen April und Oktober entdeckt werden. Diese kleinste heimische Natternart hält sich überwiegend am Boden auf, kann jedoch auch in Gebüschen in die Höhe klettern. Sie bevorzugt eine warme und trockene Umgebung mit einer offenen, niedrigen Vegetation.
Der Körper der Weinbergschnecke kann eine Länge von bis zu zehn Zentimeter, das Schneckenhaus einen Durchmesser von drei bis fünf Zentimeter erreichen. Damit ist die Weinbergschnecke die größte mitteleuropäische Gehäuseschneckenart. Bevorzugte Lebensräume sind nicht zu trockene Böden, offene Wiesen, Gebüsche und Weinberge. Bei Regen und bewölktem Himmel sind Weinbergschnecken auch tagsüber aktiv. In der Natur erreichen die Tiere ein Alter von bis zu acht Jahren. Bereits seit der Römerzeit gelten Weinbergschnecken als Delikatesse – durch hohe Pestizideinsätze sind sie heute aber zusehends bedroht.
Zauneidechsen lieben Sonnenplätze vegetationsarmer oder vegetationsfreier Stellen wie Felsen, Steinriegel, Trockenmauern oder offene Bodenstellen. Für die Deckung vor Feinden und als Schutz vor Überhitzung suchen Zauneidechsen aber auch schattige Sträucher, Gestrüpp oder Stauden auf, für die Eiablage wird lockerer Boden benötigt. Sobald die Tage kürzer werden, ziehen sie sich in ihre Winterquartiere wie etwa Holzstapel, Steinhaufen oder Mauerritzen zurück. Zauneidechsen werden in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union als schützenswerte Art aufgelistet.
QR-Rundgang Bottwartal Übersicht
Das Bottwartal ist wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Bitte schützen Sie die Natur aktiv, indemfolgende Regeln eingehalten werden:
Sicherheitshinweis: Die Begehung erfolgt auf eigene Gefahr. Die markierten Wege sind barrierefrei.