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Schilfröhricht

Nach der Aufgabe der einst traditionellen Weidenutzung haben sich insbesondere in Flachwasser- und Uferrandbereichen der Bottwaraue Schilf und andere Sumpfpflanzen wie Groß- und Kleinseggen, Binsen und Simsen angesiedelt. Solche Bereiche sind wertvoller Lebensraum speziell angepasster Tierarten, welche diesen Lebensraum als Brutplatz bevorzugen. Dazu gehören Rohrammer (Rohrspatz), Schilf- und Sumpfrohrsänger und früher wie heute so hoch bedrohte Arten wie Drosselrohrsänger, Zwergdommel und Große Rohrdommel. Die Schilfzonen breiteten sich in der Bottwaraue immer mehr aus; dies hätte nur die wenigen genannten Arten begünstigt, die aber in der Umgebung auch entsprechende andere Strukturen benötigen, um Nahrung zu finden. Zum Schutz schilfbewohnender Arten wurden nach sorgfältigen Kartierungen Schilf-Kernzonen von der Beweidung ausgezäunt. Wegen der ökologischen Vielfalt sollen sich die Schilfbereiche nicht weiter ausdehnen, sondern eines von vielen unterschiedlichen Lebensraumelementen werden.

Typische Pflanzen

Das Schilf gehört zur Familie der Süßgräser. Bevorzugte Standorte der Pflanzenart sind langsam fließende, bis zu einem Meter tiefe Gewässer, nasse Wiesen und Weiden, Auen und Quellmoore. Ideal sind sonnige bis halbschattige Lagen mit nährstoffreichen Schlamm- und Nassböden. Das starkwüchsige Schilf nimmt in kurzer Zeit riesige Flächen ein und erreicht eine Wuchshöhe von 1,5 bis 4 Metern. Der Stängel ist ein bis zwei Zentimeter dick und die Blätter werden bis zu sechzig Zentimeter lang, sind graugrün bis blaugrün und im Herbst rostbraun. Die Blütezeit ist von Juli bis September. Die Blüten bilden rotbraune Rispen mit glänzenden Ährchen. Das Schilf wirkt wasserklärend: Das stark verzweigte Wurzelsystem filtert Schadstoffe aus Gewässern. Außerdem stabilisiert und befestigt das Schilf Uferbereiche.

Schilf

Der Breitblättrige Rohrkolben wächst an stehenden und langsam fließenden Gewässern mit einer Wassertiefe von bis zu zwei Metern. Das schimmelresistente Rohrkolbengewächs benötigt feuchte Böden, vorzugsweise schlammig-sandige Lehmböden. Bevorzugte Standorte sind Uferzonen von Seen und Teichen, Wassergräben und Sümpfe. Das weitverzweigte Wurzelsystem der 1 bis 3 Meter hohen Pflanze dient der Uferbefestigung und der Verbesserung der Wasserqualität, indem Schadstoffe aus dem Wasser gefiltert werden. Die langen, schmalen Blätter sind 45 bis 90 Zentimeter lang und bis zu 3 Zentimeter breit. Der stielrunde Stängel ist steil aufrecht. Die Blütezeit dauert von Juni bis August. Der kolbenförmige Gesamtblütenstand besteht aus einem dickeren, rein weiblichen und einem darüber befindlichen dünneren, rein männlichen Teilblütenstand. Bei Fruchtreife wirkt der bis zu zwanzig Zentimeter lange weibliche Kolben plüschartig. Rohrkolbenbestände sind Lebensraum und Brutgebiet seltener Vogelarten wie Teichhuhn oder Teichrohrsänger.

Rohrkolben

Die Gewöhnliche Zaunwinde gehört zur Familie der Windengewächse und ist eine schnellwüchsige Kletterstaude. Mit Schlingtrieben hält sich das Windengewächs an Zäunen und anderen Pflanzen fest. Die leicht giftige Zaunwinde wächst auf frischen bis feuchten Böden, wurzelt bis zu siebzig Zentimeter tief und erreicht eine Wuchshöhe von ein bis drei Metern. Von Schilfflächen aus hat sich die Pflanze viele Lebensräume erobert. Die Staude mag Sonne, kommt auch mit halbschattigen Lagen zurecht und besiedelt auch Hecken, Wegränder, Auenwälder und Gebüsche. In der Blütezeit von Mai bis September erscheint die weiße, trichterförmige Blütenkrone mit einem Durchmesser von fünf bis sieben Zentimetern. Nachts sind die Blüten geöffnet, bei Regen schließen sie sich. Unterhalb der Blütenstiele befinden sich zwei ausgeprägte Hochblätter.

Zaunwinde

Das Rohr-Glanzgras gehört zur Familie der Süßgräser. Das Unterscheidungsmerkmal zum ähnlichen Schilfrohr ist das silberfarbene Blatthäutchen am Ansatz der Blätter. Das Gras braucht sauerstoffreiche Gewässer und nährstoffreiche Böden. Es mag Sonnenlicht, toleriert Halbschatten und bevorzugt sumpfige Standorte wie Uferzonen von Fließgewässern und Seen. Die Wuchshöhe beträgt 1,20 bis zwei Meter. Die Blütezeit ist von Juni bis Juli. Die Blüten des Rohr-Glanzgrases sind zehn bis zwanzig Zentimeter lange Rispen mit rötlich-grünen Ährchen. Das bis zu 3,5 Meter tief wurzelnde Gras stabilisiert Uferzonen und Böschungen. Das mit unterirdischen Ausläufern versehene Wurzelsystem sorgt für eine üppige Ausbreitung. Das Rohr-Glanzgras gilt als Energiepflanze mit hohem Biomasseertrag, die zu Pellets verarbeitet werden kann.

Die Gewöhnliche Teichbinse, auch Gewöhnliche Teichsimse genannt, gehört zur Familie der Sauergrasgewächse. Beliebte Standorte der Wildstaude sind Flüsse, Seen und Teiche. Die Pflanzenart liebt Flachwasser und Uferzonen, sonnige bis halbschattige Plätze und braucht ständig feuchte bis nasse Böden, vorzugsweise Schlammboden. Wurzeln verankern die Pflanze im weichen Boden und festigen Uferbereiche. Die Wildstaude ist in der Lage, Schadstoffe aufzunehmen, abzubauen und damit das Wasser natürlich zu reinigen. Sie hat dunkelgrüne, unbelaubte Halme und erreicht eine Wuchshöhe von 1 bis 2,5 Metern. Die Halme wurden früher als Flechtmaterial genutzt. Zwischen Juni und August zeigen sich die unscheinbaren bräunlichen Blüten, die ährenförmig in offenen Rispen angeordnet sind.

Typische Tiere

Die Rohrammer ist in unserem Gebiet ein Zugvogel, der in Südeuropa überwintert. Der 13 bis 16 cm große Vogel ernährt sich vorwiegend von Pflanzensamen und während des Sommers auch von kleineren Insekten wie Zweiflüglern, Käfern und Libellen. Vier bis sechs Eier umfasst das Gelege in einem mit feinen Grashalmen, Schilfrispen oder Tierhaaren gepolsterten Nest, das in Röhrichtbeständen gebaut wird. Die Brutzeit – es brütet nur das Weibchen – beträgt etwa zwei Wochen.

Rohrammer

Der Zugvogel kehrt im April von den Überwinterungsgebieten, die südlich der Sahara in Afrika liegen, zurück. Dabei hat der nur ca. 13 cm große und nur etwa 10 bis 15 Gramm schwere Vogel rund 6000 km zurückzulegen. Die Brutzeit ist zwischen Mai und Juli. Das Gelege besteht aus vier bis sechs Eiern, die in einem niedrig über dem Boden, in dichter Vegetation verankerten Nest, abgelegt werden. Zwischen 12 und 14 Tagen brüten Männchen und Weibchen abwechseln. Es dauert ca. 10 bis 12 Tage, bis die Jungen flügge sind. Spätestens im Oktober ziehen die Vögel wieder in südliche Richtung.

Schilfrohrsaeger

Schilfrohrsaenger.mp3

Sowohl Schilfrohrsänger als auch Rohrammer und andere schilfbewohnende Vogelarten sind bevorzugte, unfreiwillige Wirtsvögel des ebenfalls in der Bottwaraue beheimateten Kuckucks. Ab April sind die typischen Kuckuck-Rufe zu hören. Der Kuckuck gehört wie die Mauersegler zu den Vogelarten, die hier nur eine kurze Aufenthaltsdauer haben und bereits schon Anfang August nach Afrika in die Gebiete südlich des Äquators wandern. Der von der Färbung her an einen Sperber erinnernde Vogel misst zwischen 30 und 35 Zentimeter, fast so groß wie eine kleinere Taube. Das Gewicht beträgt bis zu 115 Gramm beim Weibchen und 140 Gramm beim Männchen. Der Kuckuck baut keine eigenen Nester; das Weibchen „verteilt“ die Eier auf die Nester anderer Vögel wie Schilf- und Sumpfrohrsänger, Rohrammer oder andere Arten. Schon das frisch geschlüpfte Kuckucks-Junge drückt vorhandene Eier oder Junge der Wirtsvögel aus dem Nest, wo es alleine heranwächst und das ganze Nest der viel kleineren „Pflegeeltern“ ausfüllt.

Kuckuck

Kleinste, in Mitteleuropa verbreitete Reiherart. Mit der hellbraun, beige, schwärzlichen Gefiederfärbung bestens an das Leben im Röhricht angepasst. Der überwiegend versteckt lebende Vogel ist sehr scheu und nimmt bei Störungen eine sogenannte Pfahlstellung ein. Damit ist die etwa 25 bis 36 cm große Zwergdommel für potentielle Feinde kaum sichtbar. Die Nahrung besteht aus Amphibien und deren Larven, Würmern, Schnecken, Schlammegel, kleinen Fischchen und Insekten sowie deren Larven.

Zwergdommel

Die Männchen sind ca. 70 bis 100 cm lang, die Weibchen können bis zu 150 cm lang werden. Ringelnattern sind tagaktiv und sehr wasserliebend, jedoch nicht unbedingt an das Wasser gebunden. Sie schwimmt, taucht und bewegt sich auch an Land sehr gewandt. Bei drohender Gefahr bevorzugt die Ringelnatter die Flucht in das Wasser oder versucht die Abschreckung durch auffälliges Imponiergehabe. Dabei wird der Körper abgeplattet, es erfolgt lautes Zischen und das Entleeren der Stinkdrüsen, mitunter stellt sie sich auch „tot“. Die Beutesuche erfolgt meist am frühen Morgen, bei großer Hitze ist die Ringelnatter nicht aktiv. Ende September / Anfang Oktober begibt sie sich in das Winterquartier unter Steinhaufen, Baumstümpfen, in Stolleneingängen, Höhlen oder Kellern. Dabei kann es vorkommen, dass sich „Schlafgemeinschaften“ mit anderen Ringelnattern bilden.

Ringelnatter

QR-Rundgang Bottwartal Übersicht

Das Bottwartal ist wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere.
Bitte schützen Sie die Natur aktiv, indemfolgende Regeln eingehalten werden:

hinweis-tafel

Sicherheitshinweis: Die Begehung erfolgt auf eigene Gefahr.
Die markierten Wege sind barrierefrei.