Das mediterrane Flair unserer Weinberge ist eigentlich nicht verwunderlich. Denn mit der Kenntnis der Kultivierung von Weinreben brachten schon die Römer und später Kloster- und Burgherren eine Vielzahl mediterraner Pflanzen über die Alpen, die mancherorts noch heute historische Weinberglagen bereichern. In der Folge eroberten wie von selbst viele wärmeliebende Tierarten wie Mauereidechse, Zauneidechse und Schwalbenschwanzfalter unsere Rebhänge.
Weinberge wurden zunächst von Klöstern, Grafschaften und später von zahlreichen Wengerter- und Winzerfamilien immer dort angelegt, wo das Klima mild ist und die Sonne an vielen Tagen Natur und Mensch besonders verwöhnt. So geben sich im Weinberg Natur und Kultur vielfach die Hand. Doch dies ist nicht selbstverständlich. Denn so wie wir Menschen ein gemütliches Zuhause brauchen, benötigen wärmeliebende Tiere und Pflanzen bestimmte Kleinlebensräume. Nachdem diese in den vergangenen Jahrzehnten – oft aus mangelnder Erkenntnis der Bedeutung für den Naturhaushalt – zurückgedrängt wurden, gilt es heute wieder neue ökologische Nischen zu schaffen. Es gibt vielerlei Ansatzpunkte ohne Erschwernis bei der Bewirtschaftung, einer vielgestaltigen Pflanzen- und Tierwelt wieder mehr Platz einzuräumen, die Weinbaulandschaften lebendiger zu gestalten und damit auch das Landschaftsbild aufzuwerten. Dies hat mit Naturbewahrung ebenso viel zu tun wie mit dem Marketing der hochwertigen Produkte aus den Weinbergen, dem Tourismus, wie überhaupt mit der Umwelt- und Lebensqualität unserer Heimat.
Nun kann man das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen, aber verantwortungsvoll nach vorne bewegen. Ganz im Sinner der Worte von Friedrich Schiller: „Der gebildete Mensch macht sich die Natur zu seinem Freund.“
Blühende Weinberge – Maßnahmen zur Optimierung
Damit künftige Generationen die Vielfalt der Natur noch so erleben können wie wir, hat Deutschland 1992 im Rahmen der UN-Weltumweltkonferenz in Rio de Janeiro das „Abkommen über die Biologische Vielfalt“ unterzeichnet. Ein wichtiges Ziel dabei ist es, „Strategien zur Erhaltung der biologischen Vielfalt“, also der Mannigfaltigkeit der Tiere, Pflanzen und ihrer Lebensräume zu schaffen.
Die Förderung der Artenvielfalt im Weinberg ist erklärtes Ziel der Weinbauverbände und des Bauernverbandes. So ist der Erhalt und die Förderung der Biotop- und Artenvielfalt verpflichtend. Auch der umweltschonende Weinbau legt Wert auf eine artenreiche Flora, zumindest in den nicht von Reben bestockten Nebenflächen.
Nach dem Motto „erst kommt die Wohnung, dann kommen die Bewohner wie von selbst“, gilt es Lebensräume zu erhalten und neue zu schaffen. Zunächst ist das Bestehende zu erhalten und danach sollte die Erhöhung der Artenvielfalt das Grundziel sein. Die Voraussetzung für die Ansiedlung von Pflanzen ist die Schaffung von entsprechenden Lebensräumen. Tiere siedeln sich immer dann an, wenn die Pflanzen ihnen Schutz und Futter bieten.
Viele Wengerter haben begonnen, in den Weinbergen auch Nistkästen aufzuhängen, um so Brutangebote für die heimische Vogelwelt zu schaffen.
Was kriecht und fliegt im Weinberg? – Einige typische Tiere im Kurzporträt
Die Weinbergschnecke ist die größte mitteleuropäische Gehäuseschneckenart. Sie lebt im Bereich warmer, kalkhaltiger Böden und kann in der freien Natur bis 8, in Gefangenschaft bis zu 30 Jahre alt werden. Schon in der Römerzeit galt sie als Delikatesse, ist aber heute schon stellenweise durch Pestizideinsatz bedroht.
Die Mauereidechsen sind wahre Kletterkünstler und somit bestens an das Leben an Mauern angepasst. Ihre Tagesaktivität ist stark von der Witterung abhängig – ist es kühl oder regnerisch, ziehen sie sich in Mauerritzen und kleine Höhlen zurück.
Die Zauneidechsen sonnen sich tagsüber ausgiebig auf vegetationsarmen oder vegetationsfreien Stellen wie Trockenmauern, Weinbergstaffeln, Felsen oder Steinriegeln. Werden die Tage kürzer, ziehen sie sich in ihre Winterquartiere wie Steinriegel, Holzstapel oder Mauerritzen zurück.
Unsere bekannteste Schlange, die Ringelnatter, kommt entgegen der weitverbreiteten Meinung nicht nur in feuchten, sumpfigen Gebieten, sondern durchaus auch in Trockenbiotopen vor. Sie legt nach der Paarungszeit im Sommer mehrere 100 Eier.
Die geschmeidige Schlingnatter ist eine unauffällig grau oder braun gefärbte, völlig harmlose Schlangenart, die leider nur noch selten in unseren Weinbergen vorkommt. Diese kleinste heimische Natternart hält sich überwiegend am Boden auf, kann jedoch auch in Gebüschen in die Höhe klettern.
Blindschleichen gibt es in vielen Farbvarianten. Manche sind einfarbig grau bis braun, andere wiederum haben eine auffällige Zeichnung auf dem Rücken. Es sind keine Schlangen, sondern sie sind mit den Echsen verwandt. Die Blindschleiche ernährt sich von Schnecken, Würmern und Ameisen.
Hummeln sind unersetzliche Helfer in der Natur. Sie gehören zu den Wildbienen und verrichten als Bestäuber von allerlei Pflanzen eine sehr wichtige Aufgabe im Naturhaushalt. Manche Hummeln legen ihr Nest tief im Boden an, meist in verlassenen Mauslöchern oder in Maueröffnungen. Im März und April sind sie für uns Symbol für den beginnenden Frühling. Es gibt neben Erdhummeln, Feldhummeln und Steinhummeln zahlreiche andere Arten.
Die größte, sozial lebende Wespenart in Deutschland ist die Hornisse. Die Königin beginnt im Frühjahr mit dem Nestbau. Aus einer papierartigen Masse (dazu werden kleinste Holzteilchen an abgestorbenen Bäumen abgenagt) stellt sie die ersten Zellen her und legt dort ihre Eier ab. Das Nest wird von den geschlüpften Arbeiterinnen weitergebaut. Die kalte Jahreszeit verbringen die Königinnen verborgen unter abstehender Rinde von Obstbäumen oder auch in Komposthäufen. Hornissen erbeuten vor allem Fliegen und sind wichtige Regulatoren in der Natur.
Die Feldgrille wird bis zu 2,5 Zentimeter groß. Durch Aneinanderreiben der kräftigen Hinterbeine kann das Männchen einen Zirpton erzeugen, mit dem es im Frühsommer die Weibchen anlockt. Feldgrillen überwintern in selbstgegrabenen, etwa 30 bis 40 Zentimeter tiefen Erdröhren.
Die auffällig rot-schwarz gemusterte Blutzikade wird nur etwa 1 Zentimeter groß. Ihre Larven ernähren sich wie die „fertigen“ Zikaden von Gräsersäften und leben in unterirdischen Schaumnestern. Dieser Schaum wird von den Larven durch Einblasen von Luft in eine eiweißhaltige Kotflüssigkeit erzeugt und dient der Tarnung.
Der Kleine Fuchs ist durch schwarze Flecken auf feurig-rotbraunem Grund gekennzeichnet. Das Weibchen legt seine Eier bevorzugt auf Brennnesseln ab, die Falter überwintern dann in Höhlen, Hütten oder Mauerritzen. Er ist in ganz Europa und Asien verbreitet und wurde im Himalaya sogar in Höhen von über 5.000 Metern beobachtet. Erster Frühlingsbote im Weinberg.
Das Taubenschwänzchen ist eine der wenigen tagaktiven Schwärmerarten. Eigentlich stammt es aus dem Mittelmeerraum, wandert aber seit einigen Jahren immer weiter nordwärts.
Der Stieglitz (= Distelfink) ist durch die schwarz-gelben Flügel und die auffallende rote „Gesichtsmaske“ gekennzeichnet. Auf der Suche nach Nahrung klettert der Vogel geschickt an Stauden und Zweigen herum. Dabei legt er eine erstaunliche Geschicklichkeit an den Tag – mit seinem spitzen, pinzettenartigen Schnabel kann er die Samen mühelos aus den Fruchtständen picken.
Der Hausrotschwanz ist aufgrund seiner namensgebenden Merkmale auf für Laien einfach zu bestimmen. Morgens ist er meist der erste, der das Konzert der Vögel eröffnet. Ursprünglich ist dieser Vogel ein Felsenbewohner.
Der weitverbreitete Feldsperling ist heute selten geworden. Scharen von Feldsperlingen picken meist alle zusammen am Boden nach Samen und Körnern. Wenn sie sich gestört fühlen, fliegt die ganze Schar in einen Busch, um dann vorsichtig und einzeln, nach und nach wieder hervorzufliegen. Das Nest des Feldsperlings ist ein wirrer, aber wärmender Haufen aus Halmen und Federn, mit seitlichem Einschlupf.
Auch wenn er zu den kleinsten Vogelarten Europas zählt, ist sein Gesang dennoch schmetternd kräftig, sein Trillern und Rollern ist auch im Winter zu hören.
QR-Rundgang Bottwartal Übersicht
Das Bottwartal ist wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Bitte schützen Sie die Natur aktiv, indemfolgende Regeln eingehalten werden:
Sicherheitshinweis: Die Begehung erfolgt auf eigene Gefahr. Die markierten Wege sind barrierefrei.